Schreibübung: Alles darf nach innen
Verzeiht mir den verallgemeinernden Titel, er passt so schön als Gegenstück zum vorherigen Beitrag :D
Diese Schreibübung mache ich, wenn mich das Schreiben ruft, aber ich unsicher bin, an welcher meiner Geschichten ich weiterarbeiten möchte oder ich vor einem Projekt ein bisschen Angst habe (Selbstzweifel − ich sprach schon davon ...).
Ich sitze
also da, auf den Daumennagel beißend, da meine Geschichte mir ordentlich
Respekt einflößt −
und erlaube mir, dass hier zu sitzen und zu atmen fürs Erste
völlig ausreichend ist.
Atmen, in die Ruhe kommen und mich damit öffnen. Öffnen für erste Sätze, aus
denen ich eine Szene machen kann, öffnen für innere Bilder, die mir die Sichtweise
meiner Protagonisten erzählen wollen. Kommt diese Inspiration nicht sofort (was
mich vor zwei Jahren noch komplett hat verzweifeln lassen), öffne ich mich
zuerst für die reale Welt. Denn vielleicht will erst die Wirklichkeit um mich
herum wahrgenommen werden, bevor ich bereit dafür bin, die Welten meiner Geschichten
wahrzunehmen.
Ich schaue aus dem Fenster, beobachte die Tauben und erfreue mich an ihrem
Gurren.
Ich blicke auf mein Bücherregal und bin dankbar für die Bücherschätze.
Neben mir das Geschenk meiner Schwester, das ich täglich bewundere, die Fotos
von Freunden an der Wand, eine Handbreit über dem Boden die Steckdose, die
vor meinem Einzug falsch herum angebracht wurde.
All das sehe ich und schreibe auf, was die Dinge und Lebewesen im Außen in mir
drin berühren. Indem ich schreibe, versuche ich mit meinem Herzen wahrzunehmen.
Vielleicht klingt das jetzt kitschig oder spirituell oder so, aber für mich ist
es in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, mein Inneres für das Äußere
zu öffnen. Nicht mit dem Kopf zu betrachten, zu kategorisieren, zu bewerten,
sondern fühlend meine kleine Welt wahrzunehmen.
Das meine ich damit, dass bei dieser Schreibübung alles nach innen darf.
Die Übung ist für mich zu einem Warmschreiben geworden, das meine Vorfreude
weckt, an meinen Geschichten weiterzuschreiben. Oder mit geschlossenen Augen
und passender Musik auf den Ohren mir Zeit zu nehmen, in meine Geschichten
hineinzufühlen und ein bisschen mehr zu verstehen, wo die Reise hin geht.